Mittwoch, 9. Mai 2012

Hohlperlen

Der Schatz des Monats Mai erweist sich als schwierig. Wie ich sie auch fädele, die Kette weigert sich, schöner zu werden als die "lila Laune" für den aktuellen PIF. Das sollte sie aber.

Also saß ich heute morgen wieder am Brenner, um lila Hohlperlen zu wickeln. Diese Art Perlen mache ich am liebsten. Sie sind leichter als die vollen, gehen weniger kaputt (ich habe keinen Temperofen) und zeigen keinen durchgehenden Perlenkanal.

Bei der Herstellung faszinieren mich die Hohlperlen jedes Mal.
Auf dem Dorn werden  im Abstand des zukünftigen Durchmessers zwei Scheiben aufgebaut. Sind sie groß genug, balanciere ich sie so aus, dass sie sich aufeinander zu bewegen. Nun verschmelze ich die Scheiben miteinander, das gibt ein unförmiges Gebilde. In diesem Moment ist es mir unvorstellbar, dass daraus eine Perle werden kann. Aber durch gezielte Hitze fließt das Glas wie durch Zauberhand in die erwünschte Form. Die eingeschlossene Luft dehnt sich aus und gibt der Außenhaut Spannung.

Wird die Hitze allerdings nicht beherrscht, entstehen dünne Stellen in der Perlenwand, die explosionsartig aufbrechen können. Die Haut zieht sich zurück und hinterläßt ein Loch. Bemerkt man die Veränderung rechtzeitig (es gibt dort so ein besonderes Leuchten) und zieht die Perle augenblicklich aus der Flamme, gibt es "nur" eine Beule.



So ist es bei dieser Perle am "Auge" geschehen. Ich führte den Dorn aus dem Feuer, stach die Beule mit einer Stricknadel ein und deckte erneut mit Glas ab. Leider ist es mir nicht gelungen, wieder eine gleichmäßige Wandstärke zu schaffen. Also nahm ich die Pinzette, um aus dem heißen Material Stringer zu ziehen. Aber plötzlich erwachte die Perle zum Leben und sah mich an. Die Blase wirkte wie ein Auge, der Stringerabzug als Schnäuzchen, ein Doppeldot als flammendrotes (gut durchblutetes) Ohr. Na gut, dachte ich, wenn Du so lieb guckst, darfst Du noch ein bisschen bleiben. Ich zupfelte also an der Gegenseite auch noch etwas herum und legte das Tierchen ins Vermiculit.

Allerdings weiß ich sicher, dass ich diese Perle nie verbauen werde.
Sylvia, wenn Du oder ein anderes Perlhuhn sie nicht möchtest, wird sie ihr nächstes Dasein als zwei Spacerperlen fristen.

Armes Mäuschen!

PS am 16.5.: Das Mäuschen hat sich nun doch entschieden, als zwei Spacerperlen weiterzuleben. Es hat sich brav vom Stab gelöst, sich säubern und entspannen lassen. Heute morgen habe ich den Riss entdeckt, der sich auf beiden Seiten von Loch zu Loch bildet. Bald wird die Perle in zwei Hälften zerfallen. Schade.

2 Kommentare:

  1. Ach Heidi, mach dir mal keine Sorgen um das arme Mäuschen. Ich würde mich schon drum kümmern.

    LG

    Sylvia

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  2. Hallo Heidi,

    das Mäuschen ist so süß. Du bist eine wahre Künstlerin.

    Liebe Grüße Sabine

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